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Lloyd Banks – The Hunger For More

Was mich wirklich an „The Hunger For More“ irritiert, ist, wie einfach es zu sein scheint, den Geschmack so vieler Hip-Hop Fans zu treffen – und wie wenige Künstler dies anscheinend verstanden haben. Zunächst lässt sich da natürlich über den Begriff „Künstler“ streiten, weil die ganze Sache mit festem Blick auf den Markt hergestellt worden ist, doch die Leute, von denen ich behaupte, dass sie nicht verstanden hätten, wie’s läuft, bringen ja nicht unbedingt alle so viel wertvollere Musik auf diesen Markt.

Llyod Banks zeigt schon mit dem ersten Track „Ain’t No Click“, worum es geht: Das Geräusch, was wir zuerst hören, stammt nicht von einem alten Filmprojektor oder Hubschrauber, sondern von einer Geldzähl-Maschine. So wie „The Hunger For More“ produziert wurde, wird er die auch brauchen! Da springt für ihn mehr raus als nur 50 Cent. Wenn wir gerade dabei sind: 50 Cent ist ausführender Produzent, und Dr. D r e, der Mann, der so viel für „Get Rich Or Die Tryin’“ getan hat, fehlt auf „The Hunger For More“ gleich ganz. Wobei, eigentlich fehlt er nicht, denn die Produktion ist so frisch und professionell, wie man sie sich für ein kommerzielles Rap-Album nur wünschen kann.

Von Mathematik verstehe ich nicht viel, aber „The Hunger For More“ hat mich dann doch daran erinnert, dass man Gleichungen umstellen kann. Nicht viel anders verhält es sich mit dem Longplayer-Debüt von Lloyd Banks: Im Grunde ist es nach derselben Erfolgformel wie das gemeinsame G-Unit-Album „Beg Für Mercy“ oder auch „Get Rich Or Die Tryin’“ von 50 Cent entstanden. Im Vergleich zu letzterem gebe ich Lloyd Banks beim Sound jedoch klar den Vorzug: Nicht nur die Beats, auch die Lyrics fließen angenehmer. Lloyd Banks hat sich musikalisch zwischen 50 Cent und G-Unit positioniert, denn so mainstreamige Nummern wie das sehr schöne „Ride Wit Me“ von G-Unit feat. Joe sind bei „The Hunger For More“ nicht zu finden.

Der einzige halbwegs softe Track ist „Karma“. Auch wenn’s nicht nötig gewesen wäre, diesen Song auf „The Hunger For Me“ zu nehmen, weil er sich vom Rest der CD doch ziemlich unterscheidet, macht ihn gerade das interessant: Lloyd Banks kann also noch mehr. Und daraus sollte er an anderer Stelle auch was machen!

Natürlich werden viele die CD allein deshalb kaufen oder prüfen (und dann kaufen), weil der Mann bei G-Unit ist. Der Rapper zeigt mit seinem Album jedoch, dass er musikalisch auch allein stehen kann, denn es gibt überraschend wenige Gäste: Tony Yayo, 50 Cent, Snoop Dogg, Young Buck, Eminem, Nate Dogg und The Game, mehr sind es nicht, und manche sind zusammen auf einem Track. Neun von vierzehn Liedern kommen ohne Features aus – die Befürchtung oder Erwartung – je nach persönlicher Präferenz – mit „The Hunger For More“ ein weiteres G-Unit-Album zu bekommen, wurde auch bei mir enttäuscht. Was mich angeht, ist das die einzige – angenehme – Enttäuschung geblieben.

Vielleicht gelingt es Euch ja, eine CD aus der Sammler-Edition zu bekommen, bei der das Booklet auf dem Papier gedruckt wurde, aus dem auch Dollar-Scheine gemacht werden – Extra-Punkt für die passende Idee!

Künstler: Lloyd Banks | Album: The Hunger For More | Label: G Unit / Interscope | VÖ: 29. Juni 2004

Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.

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