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Harlem Shuffle – März 2005

Torsten Williamson-Fuchs
Torsten Williamson-Fuchs

Vor ein paar Wochen kam Wu Tang’s Inspectah Deck in meine „Party JAM“-Show auf JAM FM, um den Start seines eigenen Labels Urban Icon Records in Europa bekannt zu geben. Erster Release ist das Mixtape „Undadogz Vol. 1“, auf dem der Inspektor sein Bandprojekt House Gang Animalz vorstellt.Neben neuen Namen wie La Banga und Carlton Fisk sind auch alte Bekannte wie Raekwon dabei – street stuff der härteren Machart aus New York, der hier natürlich nicht im Laden steht, aber unter www.inspectahdeck.net geordert werden kann. Dort seht Ihr auch das Foto, das bei Inspectah’s Besuch im JAM FM-Headquarter geschossen wurde!

Einen gespaltenen Höreindruck hinterlassen Releases aus der Chopped & Screwed-Reihe von Jive Records: DJ 007 hat Hits von Mystikal und den Underground Kingz mit wenig Feingefühl verlangsamt, so dass die Dirty South-Tracks zu einer Art Balladen gepitcht wurden. Wer nicht zugedröhnt ist, könnte denken, die Platten laufen statt auf 45 mit 33 Umdrehungen. Bei UGK kommt eine miese Tonqualität dazu …

Glasklaren Electro Funk macht zurzeit niemand besser als die Crew um Mathias „FMK“ Kretschmer. Davon zeugt der jüngste Sampler seines Labels Dominance Electricity. „Global Surveyor“ hat 12 Tracks eingesammelt, die den computerisierten Eighties-Funk pflegen und damit der Düsseldorfer Kraftwerk-Schule treu bleiben. Besonders bouncen das Dynamic Bass System, E-Control und die hauseigene Dominance Crushing Crew. Apropos „bouncen“: Der Dessauer Label-Chef plant auch das Programm vom führenden Hip-Hop-Club Mitteldeutschlands, dem Bounce 87. Die Trend-Diskothek präsentiert diese Kolumne – und so schließt sich der Kreis.

Erste Frühlingsgefühle stellen sich ein, wenn der Soundtrack „After The Sunset“ (Atlantic) im Spieler rotiert. Soca-Größen wie Rupee sorgen neben großen Dancehall-Namen (Sean Paul, Shaggy) für karibisches Party-Feeling; schon beim Eröffnungstanz „I Got It“ von Spragga Benz und Kevin Lyttle fällt das Stillsitzen schwer.

Immer wieder werden Raritäten aus dem Fundus der schwarzen Musik ans Tageslicht befördert: Das Münchener Label Perfect Toy hat schicke Eintagsfliegen der späten Sixties eingefangen für „Movements“. Selbst Kenner kennen davon nur wenig – auch wenn die Experten niemals zugeben würden, die Soul Shakers oder Rick & The Entire World nicht zu kennen …

Ähnlich verhält es sich bei „The Third Unheard“ (Stones Throw/PIAS); einem Sampler, der die Rapszene von Connecticut im Zeitraum 1997-1983 beleuchtet. Acts wie Mr. Magic und Rappermatical 5 haben über die gleichen Instrumentals gerappt wie die New Yorker Sugarhill-Kollegen – für die musikhistorische Einordnung zwei Dekaden später nachhörbar und wir bekommen wahrscheinlich erstmals Wind davon.

Torsten Fuchs ist ein Experte der Black Music und bereits früh als Redakteur zu rap2soul gekommen. Torsten schreibt CD-Kritiken für mehrere Magazine. Als Moderator war er für JAM FM tätig, zuvor war er auch bereits bei Radio PSR und als Showhost bei MDR Sputnik. Torsten Fuchs ist Mitglied beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik e.V. in der Jury für "Hip Hop, Soul, R&B".

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