Nein, Al Green hat kein neues Gospelalbum aufgenommen. Er macht einfach weiter im Stil von „I Can’t Stop“; der LP, die vor zwei Jahren durch ihren traditionellen Sound mehr als nur aufgefallen war. Erneut schert sich der Crooner nicht um Moden oder Zeitgeist(er), bleibt Old School vom Haarschnitt bis zur Produktion. Sein Stammproducer Willie Mitchell weiß eben noch, wie damals im Studio die Mikrofone aufgestellt waren.
Deshalb versprühen die Dutzend Songs den Duft des Memphis-Soul wie in den Siebzigern; eine Note, die die Enkelgeneration nicht mehr so ohne weiteres für ein x-beliebiges R&B-Parfüm destillieren kann. „Wer die Platte zur Hand nimmt, wird von der Wärme der alten analogen Produktionen verzaubert.“, schrieb ich 2002 über den Vorgänger. Diese Einschätzung reklamiert Bestandsschutz für die neue Platte. Kleine Schwächen in der Abmischung (bei „Build Me Up“ hätte Mitchell Green’s Mikroregler viel weiter aufziehen müssen, vor allem am Liedanfang säuft der Gesang ab) werden durch großartige Songs ausgebügelt.
Allein der Titeltrack und Opener hat mehr Soul also manche zeitgenössische Produktion in Albumlänge. Ob der Kirchenvorstand mit Reverend von der Fangemeinde angesprochen werden will oder nicht – everything’s okay und mehr als das! (Lest auch die Besprechung dieser Platte von rap2soul-Redakteur Oliver Springer)
Künstler: Al Green | Album: Everything’s OK | Label: Blue Note | VÖ: 11. März 2005 | Album des Monats: Mai 2005