Wir kennen die Geschichte, eine Boyband hat schnell den ganz großen Erfolg, dann bricht die Band auseinander, weil einzelne Mitglieder sich gegenseitig auf die Nerven gehen und ihr eigenes Ding machen wollen, doch die Soloprojekte bringen keinen Erfolg, es dauert nicht lange, bis die ehemaligen Stars in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sind.
Doch nicht alle Geschichten gehen so aus! Omarion hat nach den Gruppenproblemen bei B2K mit „O“ einen kometengleichen Start in den amerikanischen Top 200 hingelegt: von 0 auf 1, mehr geht nicht. Wie die Sache einige Jahre später zu beurteilen sein wird – das wird sich zeigen. Gezeigt oder vielmehr bewiesen hat Omarion jetzt schon, dass er es auch alleine kann, vielleicht sogar besser als mit den Anderen.
Der Vorwurf so manches Kritikers, Omarion sei nur ein Usher-Klon, stimmt einfach nicht, auch wenn eine gewisse Ähnlichkeit schon vorhanden ist. Wer Usher mag, wird Omarion wohl auch mögen.
Ernster zu nehmen ist da schon die Kritik, Omarion übertreibe bei dem Versuch, sich vom B2K-Image als Teenie-Boygroup zu lösen, indem er sein Erwachsensein, seine Reife mit anzüglichen Texten zu beweisen versucht. Tatsache ist, dass Omarion ein Stück älter geworden ist und sich das auch in seinen Texten widerspiegelt, na und Sex ist nun mal ein wichtiges R&B-Thema, darauf möchte ich nicht verzichten.
Mit einer halben Armee an Produzenten kann er sein musikalisches Talent, seine Vielfältigkeit beweisen: The Neptunes, Rodney Jerkins, AllStar, The Underdogs, Corna Boys, Tank, L. T. Hutton, Kowan Q Paul, Kenny Washington, Paul „Scooby“ Smith, Sean Garrett, Cory Bold, W Ra, Gil Smith II, Henley Regisford, Jr., Pierre Medor, Ketrina Askew, Chris Stokes und Marques Houston… Die vielen Köche haben den Brei nicht verdorben.
„O“ bietet eine sehr gut Balance zwischen bewährten Mustern und etwas Innovation, die aufhorchen lässt. Damit erreicht Omarion zwar beileibe kein musikalisches Neuland, kann aber die Charts erobern. Im Vergleich zum Sound von B2K kommt er knapp einen Level weiter, da wäre mehr drin gewesen – mit Blick auf sein Talent. Dennoch hat Omarion sich richtig entschieden, vom Niveau nicht zu weit vorzupreschen, denn mit seinen 19 Jahren hat er – theoretisch jedenfalls – noch eine lange Karriere vor sich. Kommerzieller R&B in 1A-Qualität ist das Beste, was er jetzt machen kann.
Künstler: Omarion | Album: O | Label: Epic / Sony | VÖ: 21. März 2005
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