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Trey Lorenz – Mimi Presents Trey Lorenz: Mr. Mista

Was für ein Talent! Und doch lebt seine Karriere vor allem von Vitamin B: Diesmal ist es besonders konsequent, denn Mariah Carey präsentiert ihn unter einem ihrer Spitznamen: „Mimi Presents Trey Lorenz: Mr. Mista“. Kompliziert! Aber sicher wiegt die offizielle Unterstützung von Megastar Mariah die Nachteile auf.

Dass er dennoch unter dem Radar der meisten Black Music Fans bleibt, hat bestimmt auch mit seinem Stil zu tun, für den old fashioned noch zu modern etikettiert wäre. Mit ein wenig mehr Mainstream Flavor könnte Trey Lorenz gut mit dem Neo Soul-Zug fahren, doch dafür hat er kein Ticket gelöst. Das freut meine Ohren, obwohl ich es sehr schade finde, dass ihn so wohl nur sehr wenige Menschen hören werden.

Schon sein erstes Album in 1992 brachte ihm gute Kritiken und bescheidene Charterfolge. Dass ausgerechnet Mariah Carey das alles ermöglicht hat, mag überraschen, ist sie doch geradezu ein Symbol dafür, wie sich mit der Kombination aus echtem Talent und konsequenter Ausrichtung auf Massengeschmack die Charts regieren lassen. Zu viele künstlerische Skrupel kann man sich dafür nicht leisten.

Trey und Mariah trafen im Februar 1990 das erste Mal zusammen: Sie arbeitete an ihrem ersten Longplayer, probte gerade „There’s Got To Be A Way“ mit ihren Backgroundsängern ein. Einer davon war mit Trey befreundet und hatte ihn für die Session ins Studio mitgebracht. Bei den hohen Tönen mit Mariah mitzusingen, kommt nur für wenige Künstler in Frage – deshalb fand Trey sofort ihr Interesse; es war der Beginn einer langen Freundschaft.

Seine Stimme hat bestimmt schon mehr als eine Milliarde Menschen gehört, ohne ihn zu kennen denn seit damals ist Trey Lorenz immer wieder als Backgroundsänger für sie im Studio und auf Tour dabei. 1992 hatte er kurzzeitig die Aufmerksamkeit von Millionen: Bei „MTV Unplugged“ trat er für das Duett „I’ll Be There“ aus dem Hintergrund hervor und beeindruckte viele mit seiner Falsett-Stimme.

Sein Ruhm war von kurzer Dauer – im Gegensatz zur Freundschaft mit Mariah Carey: Nach unzähligen Liedern, bei denen er sie begleitete, ist es nun sie, die ihn auf „Mimi Presents Trey Lorenz: Mr. Mista“ supported. Was für ein Glück für anspruchsvolle R&B-Hörer!

So sehr ich mich freue, dass Trey Lorenz die Kunst so klar über den kommerziellen Erfolg stellt, so sehr wundert es mich. Mit Mariah Carey’s Unterstützung und seinem Talent könnte er im zweiten Anlauf zum Shooting Star werden. Nicht jeder denkt in diesen Kategorien – die Sache ist nur: Als er Mariah kennen lernte, studierte er im Hauptfach an der Farleigh Dickinson University ausgerechnet Werbung!

Dieses Album fühlt sich an wie ein Bad in warmem Honig, kein harter, kalter Klang, nur Harmonie und damit das, was sich so viele ältere Black Music Fans wünschen und trotz der unüberblickbaren Zahl an Künstlern vergleichsweise selten bekommen. Jedenfalls nicht über die volle Länge eines Albums!

Widerspreche ich mir da? Nein, für die Charts ist diese Musik nur sehr eingeschränkt geeignet, doch ich glaube, dass sehr viele Menschen, die nur selten Musik kaufen oder nicht so oft hören, genau mit diesem Longplayer das finden würden, was ihnen gefällt.

Künstler: Trey Lorenz | Album: Mimi Presents Trey Lorenz: Mr. Mista | Label: Cleopatra | VÖ: 19. September 2006

Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.

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