In Berlin soll am Montag das angeblich erste klimafreundliche Musikvideo der Welt gedreht werden. Normalerweise heißt gutes Klima beim Dreh eines Musikvideos nur, dass die Arbeitsatmosphäre stimmt. Vielleicht wird auch an exotischen Orten mit angenehmem Klima gedreht. Im Rahmen der Kampagne „Klima sucht Schutz“ geht es morgen jedoch darum, einen Videoclip mit minimalem ökologischem Fußabdruck zu produzieren.
Anhören könnt Ihr Euch den Song online auf www.klimaklicker.de. Die co2online gemeinnützige GmbH schreibt in ihrer Presseinformation über den Dreh des Reggae Videos:
>> „Licht aus – Spot an“. Nach diesem Kommando dreht sich bei Videodrehs der Stromzähler üblicherweise wie ein außer Kontrolle geratenes Windrad, während im Hintergrund die Motoren der großen Trucks, die die Scheinwerfer, Verstärkertürme und Technik angekarrt haben, langsam abkühlen.
Das geht auch anders – Die Kampagne „Klima sucht Schutz“ produziert am kommenden Montag, 23. November, im Berliner Tresor-Club den ersten klimafreundlichen Videoclip der Welt. „Ich habe bei meinen Drehs oft darüber nachgedacht, wie viel Energie da verballert wird“, sagt Regisseurin Stephanie von Beauvais, die bereits Clips für deutsche Größen wie 2Raumwohnung und Tocotronic abgedreht hat. „Wichtig ist, dass nicht nur die Organisation hinter der Kamera umweltfreundlich abläuft, sondern auch im Video die Aussage deutlich wird. Wir wollen ein stimmungsvolles Video machen. Die Zuschauer sollen das Gefühl bekommen, dass Energiesparen wie eine Diät ist, die besonders lecker schmeckt“, sagt von Beauvais.
Viele kleine Schritte für das große Energiesparziel
Die Zielsetzung ist ehrgeizig: Während sonst bei Drehs schnell über 100 Kilowattstunden Strom anfallen, soll dieser Clip mit nur einer einzigen Kilowattstunde realisiert werden. Auf Schweinwerfer wird beim Dreh weitestgehend verzichtet – das von den Musikern per Pedalkraft erzeugte Licht ist nicht nur die maßgebliche Beleuchtung, sondern auch ein Stilmittel des Videos. Der ökologische Fußabtritt wird gleichzeitig an anderen weniger prominenten Stellen am Set minimiert: Das deutlich reduzierte Equipment wird umweltverträglich transportiert, das Catering ist biologisch und aus regionalem Anbau und wird auf Mehrweggeschirr serviert. Musiker und Crew reisen nicht mit dem Auto, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Die Location für den Dreh, der Techno-Club Tresor in Berlin, passt nicht nur mit seinem Industrie-Charme zum Drehbuch, sondern ist auch thematisch dem Energiesparen verbunden – hier fand die erste klimaneutrale Party Deutschlands statt. Clubbesitzer Dimitri Hegemann will zudem durch verschiedene Investitionen den Tresor langfristig zu einem „grünen Haus“ machen.
„Mit dem Video wollen wir ein Zeichen setzen und gleichzeitig Vorbild für die Musikindustrie sein. Im gesamten Unterhaltungsbereich ist das Thema Energiesparen bisher wenig angekommen“, sagt Steffi Saueracker, Projektleiterin der vom Bundesumweltministerium geförderten Klimaschutzkampagne. „Das Video zeigt, wie viel man mit Ideenreichtum bewirken kann. Ressourcenschonung bedeutet nicht schlechtere Qualität – und das gilt nicht nur für Videos, sondern auch für viele andere Lebensbereiche.“
Hinter dem Song „Chamäleon“, der hier ein passendes Video verpasst bekommt, stehen die Berliner Lokalhelden Mellow und Pyro, die mit ihren Ruffcats der Hauptstadt-Reggaeszene frisches Leben einhauchen. Klimaschutz ist immer wieder Thema für die vielköpfige Band. Das Chamäleon steht im Song, der auf www.klimaklicker.de anzuhören ist, sinnbildlich für eine Gesellschaft, die sich transformiert und der ökologischen Situation anpasst. Produziert wird der Clip von der Q Filmproduktion, die Videos unter anderem für die Sportfreunde Stiller und a-ha realisiert hat. Hinter der Kamera steht Casey Campbell, der bereits für Annett Louisan, die Beatsteaks und Wir sind Helden arbeitete. Unterstützt wird der Dreh von cinegate GmbH und Grundfos GmbH sowie vom Fahrradkinoprojekt der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste.<<
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